Kultur- & Freizeit-Highlights unter der Lupe

Aktuelles

Highlights

4.02.2007

Landgestüt Traventhal 1945

...ein ungewöhnlicher Anruf erreichte Harry Beiersdorf vor einigen Tagen auf dem Traventhaler Landgestüt.

Das Ehepaar Jutta und Helmut Schumann aus Lütjensee bat um ein Treffen in einer nicht alltäglichen Angelegenheit:
Familie Schumann war vor kurzem mit dem Freundeskreis Schönberg-Sierakow zur 20 jährigen Jubiläumsfeier des Freundeskreises nach Sierakow an der Warthe gefahren. Die kleine Stadt Sierakow liegt 120 Kilometer östlich der polnisch-deutschen Grenze und besitzt eine berühmte Barock-Kirche, ein beeindruckendes, restauriertes mittellalterliches Schloß und ein Gestüt mit 200 Hengsten der Rasse „Wielkopolski“, ein gesundes Sportpferd und ebenso wie sein naher Verwandter, der Trakehner, ein Warmblüter mit besten Anlagen für Vielseitigkeit.
Auf diesem Gestüt lebt der 92 jährige Henryc Jaskula, der aufgeregt von seinen Traventhaler Jahren erzählte. Herr Jaskula war Ulan und Mitarbeiter des Gestüts, als er 1945 die Anordnung bekam, schnellstmöglich einen Treck mit 90 Hengsten zu organisieren, um der näher rückenden russischen Armee zu entkommen. Ziel seiner Reise waren die Gestüte Grabau und Traventhal, auf denen die Pferde untergebracht werden sollten. Herr Jaskula bezog mit seiner Frau eine kleine Wohnung in Traventhal oder der Umgebung des Ortes. „Heinrich“, wie er hier genannt wurde, schwärmt von der Gastfreundschaft und würde gern wissen, ob sich jemand an ihn erinnert. Wegen seines hohen Alters möchte er das Gestüt nicht mehr verlassen, hätte aber gern Kontakt zu Traventhalern, die ihn kennen. 1945 wurde Herr Jaskal hier mit seiner Frau gezeichnet (s. Bild). Die Bilder, sie hängen in seinem Wohnzimmer, sind unleserlich handsigniert. Deutlich lesbar aber steht auf beiden in Druckbuchstaben TRAVENTHAL 1945.
Schon 1947 bekam er den Befehl von der Londoner Exilregierung, sofort mit den Pferden nach Sierakow zurückzukehren. Für die Pferde wurden Holzboxen gefertigt, damit schwedische Schiffe den Transport über die verminte Ostsee übernehmen konnten. Bis Danzig ging die Seefahrt, von dort dann weiter über Land zum heimatlichen Staatsgestüt. Soweit die abenteuerliche Geschichte.
Wer Henryc Jaskula kennt oder etwas über den „Besuch der Polnischen Pferde“ weiß, wird gebeten, Harry Beiersdorf anzurufen (T. 04551-968925).


Bilder:
Frau Jaskula und Ehemann Henryc, 1945 in Traventhal portraitiert

zurück zur Übersicht