Kultur- & Freizeit-Highlights unter der Lupe

Aktuelles

Highlights

30.03.2008

Bilder und Collagen als Bestandteil der Therapie

Eindrucksvoll sind die Kunstwerke ehemaliger Patienten des Psychiatrischen Zentrums in Rickling. Skulpturen aus Holz, Zeichnungen und Bilder in Öl oder Miniaturcollagen sind nur einige der Ausstellungsstücke, die sich Gäste des Traventhaler Antik- und Trödelmarktes am Ostersonntag anschauen konnten. Denn das Psychiatrische Zentrum hatte zu einer Sonderausstellung mit dem Titel „Kunst aus dem Maleratelier" eingeladen.

„Das Besondere an der Ausstellung ist, dass die Werke an einem besonderen Ort entstanden sind", betonte der Leitende Chefarzt Hans-JoachimSchwarz. Das Zentrum sei ein großes Krankenhaus für chronisch, aber auch akut psychisch Kranke. Seit über 20 Jahren diene dabei das Maleratelier als ein Ort der Kunsttherapie, an dem Patienten lernen, mit ihrer Krankheit besser umzugehen. Viele nutzten das Atelier aber auch als Werkstatt, um ohne therapeutischen Druck künstlerisch tätig zu sein. „Und so bietet die Ausstellung einen Querschnitt von Werken unterschiedlicher Menschen mit unterschiedlichen Krankheiten", sagte Schwarz und dankte dem Veranstalter Harry Beiersdorf für die Möglichkeit, in dem schönen Ambiente des Landgestüts Kunst aus dem Maleratelier zu zeigen. Denn so könne eine Brücke zwischen psychisch Kranken, denjenigen, die sie begleiten und denen, die glauben, dass sie mit dem Thema nichts zu tun hätten, gebaut werden. Denn statistisch gesehen, ist jeder fünfte Mensch davon bedroht, an einer Depression zu erkranken.

Abschließend lud Schwarz die Besucher ein, die Kunstwerke zu genießen und sich so ein bisschen über den Alltag zu erheben und sich von den Grenzen der Endlichkeit zu befreien. Das tat auch Heike Korthals (48) aus Wahlstedt, die sehr beeindruckt von den Miniaturcollagen aus Alltagsgegenständen wie Bonbonpapier, Kippen und Zeitschriftenschnipsel war, weil diese genau das Krankheitsbild der Psychose zeigten. „Ich war dreimal deswegen in Rickling in Behandlung. Ich konnte die vielen Eindrücke um mich herum nicht mehr verarbeiten, ich hatte keine Schutzschicht um die Seele." Auch sie habe in der Zeit sämtliche Dinge zu Hause gehortet und nicht mehr sortiert bekommen. Alles habe sie bewegt, sie habe sich über alles Gedanken gemacht und die Welt verändern wollen. Wer die Ausstellung in Traventhal verpasst hat, kann die Bilder vom 10. April bis zum 12. Juni im Bad Segeberger Rathaus sehen.

Lübecker Nachrichten vom 26.3.08
Bericht und Bilder Silvie Domann (sd)

zurück zur Übersicht